Der Kurier

Schandmaul
Eines Nachts rief Sie mich zu Ihr,
Treffpunkt war das Schlafgemach.
"Nimm diesen Brief hier, teurer Kurier,
erloese mich von meiner Schmach!"
So eilte - nein, ich flog von dannen,
der Adressat ein alter Schmied.
Er las den Brief und Traenen rannen,
lachend er den Bauch sich hielt.
"Was ist so lustig?", fragte ich donnernd,
doch der Schmied sagte kein Wort.
Er gab mir grinsend einen Schluessel
und schickte mich mit diesem fort.
Ich ritt zurueck zur Koenigin,
was war Sie gluecklich, als Sie sah,
dass ich Ihr diesen Schluessel bring,
doch dann wurde Ihr Blick sonderbar...
ref:
Ich bin Kurier der Koenigin, ich bin der Kurier!
Was immer Sie benoetigt, bring ich Ihr, bring ich Ihr!
Ich bin Kurier der Koenigin, und wenn's das Letzte was ich tu,
ich ebne Ihr den Weg - Hier und jetzt und immerzu.
Sie zog sich gaenzlich aus vor mir,
liess langsam alle Huellen fallen.
Als Sie entbloesst, daemmerte mir
der Grund fuer dieses Unterfangen.
Um die Hueften schwang sich maechtig
ein gar grausiges Dessous!
Ein Keuschheitsguertel - unheilstraechtig -
Und der Schluessel passt ins Schloss dazu.
"Befrei mich doch von diesem Ding",
befahl Sie ungeduldig mir.
"Muss heute noch wo anders hin,
solang der Koenig ist nicht hier."
Das Schloss sprang auf und sie verschwindet
erleichtert lachend in die Nacht.
Problem geloest - mit kleinen Dingen
hab' ich Ihr oft schon Glueck gebracht.
ref
Hab' Ihr so manchen Dienst erwiesen,
so manche Nachricht ueberbracht.
Den Liebesbrief zum Muellerburschen,
der dann prommt hat die Nacht verbracht
im Himmelbett der Koenigin,
was hab ich insgeheim gelacht,
als sie - nach nicht ganz neun Monden -
den "Koenigssohn" zur Welt gebracht.
Sei's wie es sei und wie es ist,
ich verhalte mich diskret,
solange die schoene Koenigin
einmal die Woche bei mir steht!